Kaikaoss

Der Schlaf, Öl auf Leinwand, 85x 65 cm

Die realistisch gemalten Bilder von Kaikaoss wirken auf den ersten Blick völlig natürlich. Sie scheinen dem Betrachter keinerlei Probleme aufzugeben – man erkennt Instrumente, Spielzeuge, Frauen und Männer, Häuser, bei den neuen Bildern sind es vor allem Notenblätter, die an eine Wand geheftet, auf einem Körper liegend, herabfliegend gemalt sind. Alles scheint also ganz einfach und selbstverständlich zu sein. Tatsächlich aber gibt es bei seinen Bildern immer so etwas wie einen ‚doppelten Boden’.
Da sieht man z.B. im oberen Viertel eines Bildes eine nackte Frau liegen, hinter ihr stehen mehrere Häuser. Darüber befindet sich ein blauer Himmel mit Wolken. Unter ihr, sie teilweise verdeckend befinden sich viele, viele Notenblätter. Die Notenblätter sind teilweise geknickt, sie scheinen herabzufallen. Das Verblüffende ist nun, dass ‚dahinter’ eine Wand ist. Sorgfältig scheint sie tapeziert zu sein – bis auf einen Riss, durch den man die Wand sieht. Einzeln machen die Bilddetails Sinn, aber wenn man sie im Zusammenhang sieht, kann es so ‚in Wirklichkeit’ nicht sein. In welchem Zusammenhang stehen die Teile des Bildes zueinander? Wo befindet sich die Frau? Ist sie eine ‚wirkliche’ Frau – oder ist das ein ‚Bild’ von Frau? Wenn es ein ‚Bild im Bild’ ist, wo ist dann der Rand? Was haben die Notenblätter damit zu tun, was die Häuser, was der Himmel?
Solche Fragen lassen sich bei all seinen Bildern stellen. Alles das, was auf den ersten Blick einleuchtend und ‚richtig’ erscheint, wird bei näherem Hinsehen in Frage gestellt. So spielt der Künstler auf eine raffinierte Art und Weise mit unseren Wahrnehmungserwartungen. Stilistisch kann man ihn zwischen dem veristischen Surrealismus etwa eines René Magritte und den neuesten Tendenzen einer ‚realistischen’ Malerei einordnen.
Dr. Rainer Grimm